Erster Stammtisch für Entdecker*innen
„Wollen Sie auch zu den vielen Menschen?“ Die Wirtin des Lokals, das wir für unseren ersten Stammtisch für Entdecker*innen ausgesucht hatten, war sichtlich verwirrt. Genauso wie wir. „Was machen sie nochmal heute Abend bei uns?“ Ich versuche ihr zu erklären, was wir vorhaben – ohne es selbst genau zu wissen: „Wir haben Leute eingeladen, mit uns darüber nachzudenken, wie Kirche auch noch funktionieren könnte…“
Wir, das sind Stefanie Schlenczek und ich, Felix Goldinger. Stefanie ist Pfarrerin der evangelischen Landeskirche der Pfalz und arbeitet beim Missionarisch-Ökumenischen Dienst in Landau. Ich bin Pastoralreferent im Bistum Speyer und arbeite als Referent für Missionarische Pastoral und Katechese im Bischöflichen Ordinariat. Stefanie und ich kennen uns noch nicht sehr lange. Wir sind uns eher zufällig begegnet und waren ziemlich überrascht, dass wir mehr oder weniger am selben Thema arbeiten: Gemeindeentwicklung, missionarische Pastoral – und irgendwas mit fresh expressions. Schnell waren wir uns einig, dass wir gemeinsam darüber nachdenken wollen, wie eine missionarische Initiative für Diözese und Landeskirche (die nahezu dasselbe Gebiet abdecken) aussehen könnte. Schnell war uns klar, dass wir das nicht nur zu zweit anpacken wollen, sondern mit möglichst vielen Menschen, die Lust dazu haben. „Sind wir schon soweit?“, fragten wir uns und gaben uns mit dem Namen unserer Initiative selbst die Antwort: „SCHON JETZT: ökumenisch. einfach. anders.“ Vieles ist noch nicht klar. Außer einer Haltung, mit der wir uns aufmachen: Vielfalt, Lernbereitschaft, Neugier und Offenheit.
Nun saßen wir da, in einer Neustadter Kneipe und waren ziemlich überrascht, dass sich immer mehr Menschen zu uns gesellten. Wir hatten sie eingeladen, zu einem Stammtisch zu kommen:
„Beim Stammtisch für Entdecker*innen möchten wir allen, die auf der Suche nach neuen missionarischen Formen von Gemeinde sind, eine ökumenische Austauschplattform bieten. Wir werden uns alle zwei Monate in (saar-)pfälzischen Kneipen treffen, miteinander entdecken, suchen und finden, hören, was vor Ort läuft und gemeinsam überlegen, welche Impulse es zum Weiterentwickeln braucht.“
Zu unserem ersten Treffen kamen Menschen aus Landeskirche und Bistum, Haupt- und Ehrenamtliche, (viele) bekannte Gesichter und auch einige Entdecker*innen, denen wir bislang noch nicht begegnet waren.
Zwischen Gemüsesuppe und Kellerbier stellten wir den Entdecker*innen drei Fragen. In kleinen Gesprächskreisen fand so ein spannender Austausch statt und auf den Bierdeckeln, die wir mitgebracht hatten, mischte sich auch Gott(es Wort) in die Gespräche ein: „.. ich bin da“, „wo zwei oder drei“, „er ist mitten unter euch“…
Die Antworten der Entdecker*innen auf unsere Fragen sind für uns Inspirationsquelle und so etwas wie ein Wegweiser:
1. Was suchst du?
In den Gesprächen der Entdecker*innen ging es um die Menschen, die „wir“ noch nicht erreichen, um Formen von Gemeinschaft und Gemeinden, die sich an den Interessen, Bedürfnissen und Notlagen der Menschen orientieren. Dabei wurde meistens von Alternativen gesprochen: Den Entdecker*innen geht es nicht um ein entweder oder, vielmehr um ein sowohl als auch. (Mixed Economy und Mischwald winken mit dem Zaunpfahl!) Für die Suche und das Entdecken wurde vielfach auch von „Beziehung(en)“ gesprochen: Gemeinschaft im Entdecken, im Feiern und im Glauben.
2. Was hast du bereits entdeckt?
Die ermutigende Erkenntnis, dass man nicht alleine auf der Suche ist, brachten die meisten Entdecker*innen bereits mit. Viele Haupt- und Ehrenamtliche teilen die Sehnsucht nach einer geistlichen Offenheit, in der Spiritualität, Ökumene und Experimente möglich sind. Manche Entdecker*innen bringen sogar Erfahrungen von anderen Orten der weltweiten Kirche mit: Einige waren als „Kundschafter*innen“ des Bistums in Nicaragua, auf den Philippinen oder in England und durften bereits entdecken, wie Andere Glauben und Alltag miteinander verbinden und das Leben einer Gemeinschaft aus dem Wort Gottes oder dem Gebet bereichert wird.
3. Wie/ Was kann dir “schon jetzt” helfen?
Der Entdecker*innen-Stammtisch kann bei der Suche nach neuen Formen eine hilfreiche Plattform sein: der Austausch, das gemeinsame Lernen und das voneinander wissen wurden von vielen Teilnehmer*innen auf die Frage, was „schon jetzt“ unterstützen könnte, benannt. Als Grundlage des Suchens und Entdeckens wurde die Frohe Botschaft genannt und eine Spiritualität des Entdeckens – die erst im Entdecken gefunden werden kann.
Mit einer Kneipen-Feierabend-Liturgie beendeten wir den ersten Stammtisch. Das war ungewohnt in einer Kneipe – aber auch unverzichtbar.
Schon jetzt ist klar, dass es weitere Stammtisch-Abende geben wird – in unterschiedlichen Kneipen der Pfalz.
Schon jetzt ist klar, dass wir hier auf unserem Blog von dem erzählen, was sich bei uns so tut.
Schon jetzt ist klar, dass wir in Seminaren über fresh expressions of church und unsere pfälzische(n) Variante(n) von kontextualisierten und missionarischen Gemeindeformen nachdenken wollen:
Mit allen, die ökumenisch, einfach und anders Kirche sein wollen.