Wasser und die Kirche von morgen.
Eine Erinnerung aus zwei Perspektiven: Verena und Felix erzählen euch vom Entdecker*innen-Treffen unter freiem Himmel.
Viele Kalender-Einträge sind in den letzten Wochen einfach gestrichen worden. Mit den EntdeckerStammtischen wollten wir das anders handhaben: Der Austausch mit den Menschen in unserem Netzwerk ist für uns sehr wertvoll – und gerade in dieser außergewöhnlichen Zeit wollten wir den Kontakt halten. Wir entschieden uns also, die Treffen nicht abzusagen. Nach einem digitalen Versuch vor wenigen Wochen, bei dem die Technik … naja, lassen wir das – haben wir uns diesmal für ein Entdeckerinnen-Treffen unter freiem Himmel entschieden. Wir wollten nach draußen.
Am vergangenen Freitag, den 19.Juni 2020, trafen wir uns zum ersten Mal unter ungewohnten Bedingungen: Aufgrund der Corona-Maßnahmen kamen wir erstmals nicht in einer Wirtschaft oder einer Kneipe zusammen, sondern begegneten uns unter freiem Himmel nahe des Speyrer Rheinstrandes. Unser Plan war es, vom Parkplatz des Naturfreundehauses zu starten und gemeinsam über die Rheinbrücke zu spazieren und anschließend auf der anderen Seite des Rheins zu picknicken und ins Gespräch zu kommen.
In Speyer gibt es gerade eine Besonderheit: Die Rheinbrücke, die die Pfalz mit Baden verbindet (und Familien mit Ikea, Motorsportfans mit Hockenheim, usw…) ist wegen Bauarbeiten seit über einem Jahr für Autos gesperrt. Fußgänger können nach wie vor die Brücke überqueren. Ohne den vielen Verkehr ist das ein sehr schöner Weg – mit einem tollen Blick auf Rhein und Dom.
So brachen wir um kurz nach 18 Uhr auf: 15 Menschen hatten sich an diesem Abend zusammen gefunden und erzählten einander auf dem Weg ins „Fremde Terrain“. Vier Impulsfragen beschäftigten die Teilnehmer auf dieser Wegstrecke. Dabei ging es unter anderem um den Weg ins Ungewisse, um die Menschen, die uns auf dem Weg begegneten, um die eigenen Beweggründe für das Herkommen und um die fremde Umgebung, die auf uns traf.
Der Weg ist nicht sehr lange. Aber abwechslungsreich. Nach einem kurzen Stück zwischen Bäumen und Sträuchern betritt man die etwa 600 Meter lange Brücke über den Rhein. Die Sicht ist dann sehr weit und der Blick auf Speyer ist vor allem durch die wunderschöne Ostseite des Doms geprägt. Für diese Wegstrecke haben wir unseren Entdecker*innen Fragen und Anregungen mitgegeben:
Grade auf der Mitte der Rheinbrücke angekommen, erwischte uns allerdings heftiger Regen, sodass wir uns so schnell wie möglich unter die Brücke retten mussten, um nicht weggeschwemmt zu werden. Da eine Besserung der Wetterlage nicht in Sicht war, verlegten wir unser Picknick kurzerhand unter die Brücke und verharrten dort mit Corona-tauglich verpackten Snacks und Getränken, bis der Regen nach einer Stunde etwas nachließ und wir uns nach unserem Abschlussgebet auf den Rückweg machen konnten.
Ja, es kam dann anders als die Wettervorhersage-Apps es angedeutet hatten. Ein regelrechter Wolkenbruch verbannte uns unter die Rheinbrücke. Dort teilten wir dann unsere Fragen und Ideen, das mitgebrachte Brot und die Oliven. Und wie feierten ein kleines Abendlob – mit viel Wasser um uns herum. Ezechiel erzählte uns von seine Vision der Tempelquelle und beteuerte, dass das Wasser immer tiefer wurde, je weiter er sich vom Tempel entfernte. Was für eine Aussicht! Je weiter wir uns hinauswagen, desto tiefer wird die lebensspendende Quelle.
So fiel unser ursprünglicher Plan, gemeinsam am Rheinstrand zu picknicken, wortwörtlich ins Wasser. Dennoch ergaben sich in dieser ungeplanten Situation schöne Gespräche.
Felix Goldinger
Referent für missionarische Pastoral im Bistum Speyer und seit 2017 unterwegs mit SCHON JETZT
Verena Konrad
FSJlerin für die Netzgemeinde DA_ZWISCHEN und die ökumenische Initiative SCHON JETZT