spring > Ein ökumenisches Seminar für Pioniere
Eine ungewohnte Kulisse für Kirche: Rund 90 Menschen saßen dicht gedrängt auf dem Grund des zum Podium umfunktionierten alten Schwimmbeckens im Start-Up- und Innovationszentrum „Freischwimmer“ in Ludwigshafen und diskutierten neue Ideen für ihre Gemeinden. Zwischen blau-türkisen Schwimmbadkacheln und Liegestühlen fand hier das erste Come-and-Go-Seminar des Bistums Speyer und der Evangelischen Kirche der Pfalz (Prot. Landeskirche) statt. Von Freitag, 5.4.19 bis Sonntag 7.4.19 standen Inputs, Workshops, Vernetzung im Zentrum. Es kamen Haupt- und Ehrenamtliche, Katholiken und Protestanten, junge und ältere Interessierte. Was sie verbindet ist ein Interesse an Kirche und der Wunsch, diese in neuen Formen mit Menschen zu gestalten, zu denen Kirche bislang keinen Kontakt hat. Während manche Teilnehmer von Freitag bis Sonntag dabei waren, nutzten andere das Angebot, nur bestimmte Themenblöcke zu besuchen.
Mary und Bob Hopkins zählen zu den Pionieren einer Kirchenentwicklung, die in England beheimatet ist und „freshX“ genannt wird. „FreshX“ steht für „fresh expression of church“ und bezeichnet Gemeinden und Gemeinschaften, die neben den klassischen Formen von Kirche entstehen. „freshX“ sind da, wo Menschen sich treffen, sich wohlfühlen und Leben teilen. Das können Cafés sein oder Fitnessstudios, Schulen oder Kinderbetreuungseinrichtungen. In mehreren Impulsvorträgen erzählte Bob Hopkins von seinen Erfahrungen und illustrierte mit Beispielen, was „freshX“ ausmacht. In Diskussionsrunden standen er und seine Frau anschließend als Gesprächspartner für Rückfragen zur Verfügung und boten in einer Cochingzone Unterstützung für die konkrete Umsetzung von Ideen an.
Marlin Watling ist Experte für die Übertragung einer Idee in die Wirklichkeit: Er hat in Heidelberg „Mosaik“ gegründet. Die freikirchliche Gemeinde engagiert sich in Jugend- und Nachbarschaftsprojekten und findet dabei unkonventionelle Wege. Ihr Ziel ist nicht unbedingt der Gottesdienstbesuch der Menschen, für die sie sich einsetzt. Vielmehr steht der Kontakt im Vordergrund und das gemeinsame Lösen von Problemen, die der Alltag stellt. So entstand auch die Idee, geflüchteten Menschen einen Arbeitsplatz zu bieten, um sie auf Arbeitsleben und Kultur in Deutschland vorzubereiten. Perspektivisch vermittelt Mosaik sie dann an Unternehmen in der Region, zu denen die Gemeinschaft ein Netzwerk aufgebaut hat.
Katharina Haubold (CVJM Hochschule Kassel) schaffte am Sonntag den Übertrag der „freshX“-Ideen auf Kirche in Deutschland. Haubold bezog sich auf Jugendliche. Sie fragte: „Welche Inhalte haben eigentlich Alltagsrelevanz? Welche Ästhetik brauchen Jugendliche, damit sie wirklich sagen können: Das hier ist zu Hause.“ Das könne sowohl eine Hausaufgabenbetreuung sein als auch eine Art der Freizeitgestaltung. Wichtig sei, dass für Jugendliche erfahrbar werde, dass Kirche tatsächlich eine frohe Botschaft vermittle. Daran müsse sich ein Angebot messen lassen. Zunehmend spiele die Digitalisierung eine große Rolle. Dabei gehe es nicht so sehr darum, welche digitalen Medien wie genutzt würden. Vielmehr gehe es um die Frage, inwieweit die Nutzung digitaler Inhalte unser Lese- und Wahnehmungsverhalten präge und somit unser Verhalten im Alltag.
Die Inputs wurden von „liturgischen Experimenten“, kurzen Gottesdiensten in alternativen Formen, gerahmt. Hierzu gehörte auch eine „Elekroandacht“: Zu elektonischen Beats wurden Bibelzitate und Gebete hör- und tanzbar.
„Spring!“ wurde von Stefanie Schlenczek (Evangelische Kirche der Pfalz) und Felix Goldinger (Bistum Speyer) durchgeführt. Beide sind als Team mit der ökumensichen Initiative „schon jetzt“ seit knapp zwei Jahren in der Pfalz unterwegs und vernetzen Menschen miteinander, die Kirche vor Ort gestalten möchten.
Vielen Dank an das Bonifatiuswerk für die freundliche Unterstützung!
Hallo, ich finde die Initiative toll und interessiere mich sehr dafür, möglicherweise auch in Form einer Mitarbeit!
Herzliche Grüße
Christina Moßbacher
Hört und liest sich gut. Es ist wie immer: In den Gemeinden vor Ort kommt von solchen guten Ideen kaum etwas an. Solche Projekte müssten weiter verbreitet werden.